Polyporus Umbellatus (Eichhase, Ästiger Porling)
Einführung
Der Eichhase ist ein Heilpilz von großer Bedeutung in der traditionellen fernöstlichen Medizin, obwohl er in unseren Breiten nur wenigen bekannt ist. Insbesondere in Ländern wie China und Japan hat er eine lange Geschichte der Anwendung. Dabei liegt der Fokus nicht primär auf den oberirdischen, essbaren Fruchtkörpern, sondern vielmehr auf dem sogenannten Sklerotium, dem dauerhaften Stadium des Pilzes, das im Erdboden verborgen ist.
Einsatzgebiete
- Bei verminderter Herz- und Nierenfunktion zur Entwässerung einsetzbar
- Unterstützt die Lebergesundheit
- Geeignet als begleitende Therapie bei verschiedenen Krebserkrankungen
- Fördert den Wiederaufbau des Immunsystems nach einer Chemotherapie
- Wirksam bei der Behandlung von Haut- und Haarproblemen
- Besitzt antibakterielle Eigenschaften
- Hilfreich bei der Bekämpfung von Chlamydien-Infektionen
- Antimikrobielle Wirkung
- Effektiv gegen Plasmodium falciparum, den Erreger der Malaria
Medizinische Verwendung
Seit Jahrtausenden findet der Eichhase in der chinesischen medizinischen Geschichte Erwähnung. Schriftliche Aufzeichnungen belegen seine Anwendung in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) seit über zwei Jahrtausenden. In der TCM wird der Sud dieses Pilzes zur Förderung der allgemeinen Vitalität und zur Bekämpfung von Infektionen genutzt, wobei insbesondere die Nieren- und Blasengesundheit im Fokus steht.
Wie später ausführlicher erläutert wird, entwickelt der Pilz sowohl oberirdische Fruchtkörper als auch unterirdische Strukturen, die als Sklerotium bezeichnet werden. Beide Varianten werden in der medizinischen Anwendung genutzt. Insbesondere in den klassischen Quellen wird dem Sklerotium eine höhere Konzentration an wertvollen Inhaltsstoffen und eine stärkere Wirksamkeit zugeschrieben. Allerdings ist in einigen Veröffentlichungen zur Anwendung des Eichhasen nicht immer eindeutig angegeben, welche Form tatsächlich verwendet wurde. Der vermehrte Einsatz des Sklerotiums, insbesondere in China, birgt Naturschutzbedenken und Herausforderungen angesichts der zunehmenden Knappheit in natürlichen Habitaten. Eine bessere Lösung besteht darin, diese ‹Dauerform› künstlich zu züchten.
In Cheungs umfassender Arbeit von 2008 findet sich eine faszinierende und detaillierte Untersuchung der Sklerotien, die in Gesundheitsprodukten Verwendung finden, einschließlich ihrer komplexen Struktur. Neben dem Eichhasen bieten noch viele weitere Pilze medizinisch interessante Sklerotien. Wenn Sie den Eichhasen von kommerziellen Anbietern beziehen, ist es klug und ratsam, Informationen von den jeweiligen Unternehmen über die verwendeten Materialien einzuholen. Das Handbuch der chinesischen Heilpflanzen von Paulus et al. aus dem Jahr 1987 und die Icones of Medicinal Funghi from China von Ying et al., ebenfalls aus dem Jahr 1987, beschreiben das unterirdische Wachstum an den Wurzeln von Bäumen, einschließlich Eichen, das das Sklerotium oder Myzel des Eichhasen (Zhu Ling) hervorbringt, als medizinisch wirksamen Stoff. Gemäß den Grundsätzen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) liegt sein Hauptwirkungsbereich in der Niere und der Blase. Er wird als harntreibend beschrieben und findet Anwendung bei Harnverhalt, Ödemen sowie bei Hitzschlag und Erbrechen. Die empfohlene Dosierung liegt zwischen 6 und 18 Gramm des Einzelmittels. Darüber hinaus wird er häufig in Kombination mit Heilkräutern zur Zubereitung von Kräutertees verwendet. Aufgrund der robusten Textur des Sklerotiums gestaltet sich die wässrige Extraktion als vergleichsweise herausfordernd. Es ist ratsam, die gesamte Mischung mindestens 20 Minuten lang köcheln zu lassen, und die mehrfache Verwendung des Materials kann durchaus vorteilhaft sein.
In den Icones of Medicinal Funghi wird zusätzlich erwähnt, dass die Anwendung dieses Pilzes die Hautstruktur und das Muskelgewebe verbessern kann. Zudem wird berichtet, dass er die Poren der Schweißdrüsen öffnet und auch bei Gelbsucht sowie zur Linderung von Durchfallerkrankungen nützlich sein kann. Es existieren auch Quellen aus China, die auf den klinischen Einsatz von Präparaten mit hohem Polysaccharid-Anteil zur Behandlung von Lungenkrebs und Leukämie hinweisen. Die harntreibende Wirkung dieses Pilzes wurde in wissenschaftlichen Studien bestätigt und ist vergleichbar mit der von synthetischen Diuretika, wie von Yuan et al. im Jahr 2004 beschrieben.
Im Gegensatz zu den meisten synthetischen Diuretika führt die harntreibende Wirkung des Pilzes jedoch nicht zu einem unerwünschten Verlust von Kalium, sondern reduziert lediglich den Natrium- und Chloridgehalt im Körper. Dieser Effekt kann den Blutdruck senken, das Herz entlasten und ist besonders bei gestörter Nierenfunktion von Bedeutung. Ödeme, die Ansammlungen von Wasser in Lunge und Gehirn, stellen eine gefährliche Komplikation dar. Sie können auftreten, wenn bei der operativen Entfernung von Tumoren auch die benachbarten Lymphbahnen entfernt werden, da diese normalerweise Flüssigkeit aus dem Gewebe ableiten. Lymphödeme, bei denen es zu Wasseransammlungen in Armen und Beinen kommt, sind eine häufige Begleiterscheinung in solchen Fällen. Interessanterweise könnte sogar schwangeren Frauen, die mit Wasserretention zu kämpfen haben, die Einnahme dieses Pilzes zugutekommen. Die zugrundeliegenden zellulären Mechanismen für die diuretische Wirkung werden von Zhang et al. in ihrer Arbeit von 2010 näher erläutert.
Im Bereich der Tierversuche wurde eine erstaunliche Hemmwirkung des Eichhasen in Bezug auf experimentell erzeugte Bindegewebstumoren festgestellt. Offensichtlich enthält er Substanzen, die das Zellwachstum unterdrücken. Lee et al. (2005) konnten diese Eigenschaft bei verschiedenen Krebszelllinien für einen speziellen Inhaltsstoff nachweisen. Seit etwa einem Vierteljahrhundert wurden in China positive Ergebnisse erzielt, indem man konventionelle Behandlungsmethoden mit Präparaten mit hohem Polysaccharid-Anteil, insbesondere aus dem Pilz-Sklerotium, kombinierte. Diese Methode fand insbesondere Anwendung bei Lungenkrebs und Leukämie. Chinesische Ärzte nutzen diese Herangehensweise auch erfolgreich zur Therapie einer breiten Palette anderer Krebserkrankungen, darunter Gebärmutterhalskrebs, Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs, Leberkrebs, Darmkrebs und Brustdrüsenkrebs.
Studien zur gleichzeitigen Anwendung von Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil und dem Chemotherapeutikum Mitomycin C bei experimentell erzeugtem Leberkrebs bei Mäusen haben eine deutliche Verlängerung der Überlebenszeit aufgezeigt (vgl. You et al., 1994). Die Behandlung von Lebertumoren gestaltet sich in der Regel schwierig, da sie nur begrenzt auf Chemotherapeutika ansprechen. Es deutet sich jedoch an, dass Triterpene, einschließlich Ergon (siehe Abschnitt zu den Inhaltsstoffen), hier eine bedeutende Rolle spielen könnten (vgl. Zhao et al., 2010). Des Weiteren konnten Zhang et al. (2011) eine beeindruckende schützende Wirkung gegen chemisch induzierten Blasenkrebs bei Mäusen nachweisen.
Das Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil stärkt zudem das Immunsystem und mildert die unerwünschten Begleiterscheinungen einer herkömmlichen Krebstherapie. Patienten erholen sich schneller, nehmen an Gewicht zu und erleben eine gesteigerte Lebensqualität. Krebserkrankungen gehen oft mit einer schwerwiegenden körperlichen Auszehrung einher, die als Kachexie bezeichnet wird. Auf molekularer Ebene werden diese Prozesse durch Polypeptide wie das Toxohormon L ausgelöst, das bei bösartigen Veränderungen der Zellen freigesetzt wird. Die Polysaccharide des Eichhasen wirken dem entgegen und hemmen die Auswirkungen (vgl. Wu et al., 1997).
Die leberschützende Wirkung des Pilzes scheint einen signifikanten Beitrag zu seinen positiven Effekten zu leisten. Nach einer Chemotherapie zirkulieren im Organismus zahlreiche toxische Substanzen. Die Leber übernimmt nicht nur die Aufgabe, verschiedene Zellgifte abzubauen, sondern beschäftigt sich auch intensiv mit den Abbauprodukten der geschädigten Zellen.
Es scheint vielversprechende Ergebnisse in Bezug auf die Behandlung von Virushepatitis B durch eine klinische Studie in China zu geben. In dieser Studie wurden offenbar Polysaccharide aus dem Eichhasen in Kombination mit Rotwurzel-Salbei (Salvia miltiorrhizae) eingesetzt (Xiong et al, 1993). Wang et al. (2007) veröffentlichten Erkenntnisse über eine hemmende Wirkung auf die reverse Transkriptase, ein Enzym, das eine entscheidende Rolle bei der Vermehrung des HI-Virus spielt. Darüber hinaus trägt der Pilz zur Steigerung der Produktion von Immunglobulinen bei und fördert die Aktivität anderer Immunzellen wie Monozyten und Makrophagen, die an der Beseitigung von Fremdstoffen wie Mikroorganismen und Bakterien beteiligt sind.
In einer chinesischsprachigen Veröffentlichung aus dem Jahr 2000 (Liet et al.) finden sich interessante Hinweise auf die potenzielle Wirksamkeit des Eichhasens bei der Bekämpfung von Chlamydieninfektionen. Chlamydien sind winzige Bakterien, die weltweit jedes Jahr Millionen von Infektionen hervorrufen, hauptsächlich an den Schleimhäuten von Augen und Genitaltrakt. Sie zählen zu den häufigsten Erregern sexuell übertragbarer Krankheiten und sind insbesondere in Entwicklungsländern eine führende Ursache für vermeidbare Blindheit. Obwohl Chlamydien in den Industrieländern gut auf Antibiotika ansprechen, spielen sie als opportunistische Infektionen, die häufig zusammen mit HIV auftreten, eine bedeutende Rolle. Es gibt sogar Anzeichen dafür, dass eine bestehende Chlamydieninfektion das Risiko einer HIV-Infektion erheblich erhöhen kann.
In einer Veröffentlichung von Lovy et al. (1999) finden sich interessante Anhaltspunkte dafür, dass der Pilz wertvolle Substanzen produziert, die gegen den Erreger der lebensbedrohlichen Malaria tropica, den Parasiten Plasmodium falciparum, wirksam sein könnten. Chang (1987) liefert Hinweise darauf, dass alkoholische Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil möglicherweise das Wachstum des gefährlichen Krankenhauskeims Staphylococcus aureus hemmen können. Ein umfassender Überblick über die traditionelle und moderne medizinische Nutzung des Pilzes, seine Pharmakologie und die Strukturformeln seiner Inhaltsstoffe findet sich in der ausführlichen Übersicht von Zhao (2013). Paul Stamets, ein renommierter Experte auf dem Gebiet der Heilpilze, berichtet von seiner langjährigen Praxis, Tee aus dem Sklerotium des Eichhasens auf internationalen Heilpilzkonferenzen auszuschenken, ohne jemals negative Rückmeldungen erhalten zu haben.
Inhaltsstoffe
Der Eichhase ist reich an Polysacchariden B(1→3)-D-Glucanen und Proteoglycanen, wie die meisten medizinisch relevanten Pilze. Doch darüber hinaus enthält er auch besondere Komponenten, die in geringeren Mengen vorhanden sind. Sowohl der oberirdische Fruchtkörper als auch das unterirdische Sklerotium sind Quellen von Ergosterol, einer Vorstufe von Vitamin D2, sowie anderen Sterolen. Einer dieser Sterole ist Ergon (Ergosta-4,6,8(14), 22-tetraen-3-on), der in Verbindung mit krebshemmenden und harntreibenden Eigenschaften steht (Zhao et al. 2009). Ergon findet sich in vielen anderen medizinisch interessanten Pilzen wie dem Chinesischen Raupenpilz (Cordyceps sinensis), dem Maitake (Grifola frondosa) und dem Matsutake (Tricholoma matsutake). Es ist auch in Schimmelpilzen aus Gattungen wie Aspergillus, Penicillium und Fusarium nachgewiesen worden.
Des Weiteren beherbergt der Eichhase besondere Fettsäuren, die eine bedeutende Rolle beim Aufbau der Zellmembranen von Nervenzellen spielen, darunter die Cerebronsäure (dargestellt in der chemischen Formel). Zusätzlich findet man in ihm eine Vielzahl von B-Vitaminen, wie beispielsweise Thiamin (Vitamin B1) und Biotin. Daher wurde dieser Pilz in der Vergangenheit auch zur Behandlung von Beriberi eingesetzt, einer Erkrankung, die durch Thiaminmangel hervorgerufen wird. In getrockneten Fruchtkörpern des Pilzes liegt der Eiweißgehalt bei etwa 8 %, während der Mineralstoffgehalt bei 6,5 % und der Gehalt an nicht wasserlöslichen Polysacchariden bei über 45 % liegt. Insbesondere die Mengen an Mineralstoffen wie Kalium, Calcium und Eisen sind erwähnenswert, wobei auch Spurenelemente wie Mangan, Zink und Kupfer nachgewiesen wurden.
Die Polyporusterone sind von besonderem Interesse, da sie zu den Triterpenen gehören. Die Entdeckung von sieben verschiedenen Polyporusteronen geht auf die Arbeit von Ohsawa et al. aus dem Jahr 1992 zurück. Die chemischen Strukturen dieser Verbindungen sind in einer Veröffentlichung von Zjawiony aus dem Jahr 2004 zu finden. Diese Verbindungen sind auch unter dem Namen Ecdysterone bekannt und werden normalerweise von Pflanzen als Abwehrmechanismus gegen Fressfeinde produziert. Untersuchungen haben gezeigt, dass sie antioxidative Eigenschaften besitzen, wie in der Studie von Sekiya et al. aus dem Jahr 2005 beschrieben, und das Wachstum von Leukämiezellen hemmen. Darüber hinaus weisen sie entzündungshemmende Wirkungen auf, wie von Sun et al. im Jahr 2008 festgestellt wurde. Interessanterweise wurde dem enthaltenen Polyporusteron A und B sowie dem ebenfalls vorhandenen Steroid eine förderliche Wirkung auf das Haar- und Hautwachstum zugeschrieben, wie von Ishida et al. im Jahr 1999 berichtet wurde. Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei nicht um den sekundären Pflanzeninhaltsstoff Acetosyn handelt.
Im Jahr 1999 wurde sogar ein US-Patent für ein kosmetisches Produkt zur Unterstützung des Haarwuchses mit dem Wirkstoff Polyporusteron A erteilt. Eine ausführliche Analyse der Inhaltsstoffe, die nicht zu den Polysacchariden gehören, wurde von Zhou in seiner Dissertation aus dem Jahr 2008 durchgeführt. Neben den bereits erwähnten speziellen Inhaltsstoffen entdeckte er auch Verbindungen aus der Gruppe der Anthrachinone, wie beispielsweise Chrysophanol, Emodin und Nucleosidanaloga.
Wissenswertes
Aufgrund seiner unterirdischen, trüffelähnlichen Struktur wird der Eichhase in China treffend als Schweinepilz bezeichnet. Paul Stamets schlägt vor, die Eigenschaften des Eichhasens, die das Wachstum von Plasmodium falciparum (dem Erreger der Malaria) hemmen, in Verbindung mit dem Appetit von Pilzmyzellen auf organische Materie zu nutzen, um verschmutzte Gewässer zu reinigen.
Anscheinend gibt es Fortschritte bei der Kultivierung von Eichhasen-Sklerotien. Dieser Ansatz beinhaltet das Anlegen von Gräben in der Wurzelzone von Bäumen oder Baumstümpfen, die vom Hallimasch befallen sind. In diese Gräben werden Holzschnitzel und verkohltes Holz eingearbeitet. Anschließend werden Holzpfähle mit Pilzbrut oder kleinen Sklerotienfragmenten ausgestattet und in die vorbereitete Wurzelzone eingepflanzt, wobei sie mit einer Schicht aus lockerem Sand und Humus bedeckt werden. Nach etwa drei Jahren verspricht diese Methode erste Ergebnisse, und die Ernte der Sklerotien erfolgt im späten Frühjahr. In den letzten Jahren hat die wissenschaftliche Erforschung der optimalen Bedingungen für die Kultivierung des Eichhasen-Sklerotiums an Bedeutung gewonnen (Xing et al. 2011, 2013).
Geschichte
Die Ursprünge der Anwendung des Eichhasens in der Medizin reichen über 2000 Jahre zurück und sind erstmals in einer Aufzeichnung namens Shennong Ben Cao Jing zu finden. Dieses Werk ist eine Zusammenstellung von Texten, die sich mit Landwirtschaft und Heilpflanzen befassen und Hinweise auf die medizinische Verwendung des Eichhasens enthalten.