Hericium Erinaceus (Igelstachelbart, Affenkopfpilz)

Hericium Erinaceus (Igelstachelbart, Affenkopfpilz)

Einführung

In China ist der Igelstachelbart aufgrund seiner besonderen Erscheinung als Affenkopfpilz oder Bartpilz bekannt. Diese Pilzart und ihre engen Verwandten sind von Natur aus Bewohner von Hölzern. Sie besiedeln frisches Totholz oder dringen als Parasiten in lebende Bäume ein, wo sie Weißfäule verursachen. Ursprünglich wurden diese Pilze in alten, verstorbenen Laubbäumen gefunden, die jedoch zunehmend seltener werden. Daher ist der Igelstachelbart heutzutage selten in freier Wildbahn anzutreffen. Glücklicherweise ist es möglich, ihn mittlerweile gezielt anzubauen, und vereinzelt ist er auch in Deutschland frisch oder getrocknet erhältlich. Neben seinen kulinarischen Vorzügen sind vor allem seine vielfältigen medizinischen Eigenschaften äußerst beachtlich.

Hericium Erinaceus (Igelstachelbart, Affenkopfpilz)

Einsatzgebiete

  • Erhalt der Gesundheit und Behandlung des gesamten Magendarmtraktes
  • Therapie für Krebserkrankungen der Speiseröhre und Verdauungsorgane
  • Unterstützende Maßnahmen für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Neuropathien
  • Förderung der psychischen Stabilität
  • Anregung des Immunsystems

Medizinische Verwendung

In der chinesischen Heilkunde nimmt der Igelstachelbart eine herausragende Stellung ein. Die traditionelle chinesische Medizin ordnet ihn den fünf Hauptorganen (Niere, Leber, Milz, Herz und Magen) zu. Dieser Pilz erweist sich als wohltuend bei verschiedenen Arten von nervösen und entzündlichen Magen-Darm-Beschwerden sowie Entzündungen der Speiseröhre. Besonders gute Ergebnisse wurden auch bei chronischen entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn erzielt. Der Igelstachelbart fördert die Regeneration geschädigter Schleimhäute und reguliert die Produktion von Magensäure, was besonders bei Sodbrennen und Refluxerkrankungen aufgrund von aufsteigender Magensäure hilfreich ist. Darüber hinaus hat er entgiftende Eigenschaften und kann bei Gewichtsabnahme unterstützen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass dieser Pilz bei solchen Beschwerden nicht eigenständig eingenommen werden sollte. Die Verwendung sollte immer unter der Aufsicht eines erfahrenen Mykotherapeuten erfolgen, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

In der chinesischen Medizin wird der Pilz auch als Presssaft oder als Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil eingesetzt. Für eine generelle Stärkung und die Behandlung von Altersschwäche empfiehlt man in China, 150 g getrocknete Fruchtkörper zusammen mit Hühnchen oder in Hühnersuppe zu kochen und über mehrere Tage zu verzehren. Bei verschiedenen Krebsarten, insbesondere im Bereich des Verdauungssystems, kann dieser Pilz eine effektive Ergänzung zu konventionellen Therapien darstellen. Seine Fähigkeit, ein geschwächtes Immunsystem zu stärken, ist hierbei von besonderer Bedeutung. Diese Wirkungen werden unter anderem den speziellen Polysacchariden (beta(1→3)-D-Glucane) und Polypeptiden zugeschrieben, die durch geeignete Extraktionsverfahren gewonnen werden (Mizuno et al. 1992, 1999).

In diesem Zusammenhang gibt es auch Hinweise darauf, dass bestimmte Hericenone und Erinacine, die im Folgenden näher erläutert werden, die Produktion von Abwehrzellen anregen können, wodurch die körpereigene Immunabwehr gestärkt wird. Ergosterol und möglicherweise auch Lektine unterstützen die tumorhemmende Wirkung. Besonders interessant ist die Rolle von antimikrobiellen Substanzen, vermutlich spezielle Erinacine. Diese Substanzen hemmen das Wachstum des Bakteriums Helicobacter pylori, das an der Entstehung von Magengeschwüren und Magenkrebs beteiligt ist, sowie pathogener Hefen wie Candida albicans. Es wurde auch nachgewiesen, dass sie das Wachstum anderer gefährlicher Bakterienstämme wie Staphylococcus aureus hemmen können (Kawagishi 2005, Kim et al. 2000). Es ist interessant festzustellen, dass in einer Dissertation von Ehlers aus dem Jahr 1999 keine Berichte über diese speziellen Wirkungen zu finden sind. Dies wirft Fragen auf und fordert weitere Forschung auf diesem Gebiet.

Die Vielzahl der medizinischen Anwendungsmöglichkeiten dieses Pilzes ist beeindruckend. Zum Beispiel können Atembeschwerden wie Asthma, Allergien und hohe Cholesterinspiegel erfolgreich behandelt werden. Allergische Erkrankungen profitieren von der Anwendung dieses Pilzes, da ein gesunder Darm wahrscheinlich die Aufnahme allergieauslösender Substanzen blockiert und somit zur Heilung beiträgt. Die cholesterinsenkende Wirkung des Pilzes ist auf das Vorhandensein von Phytosterolen wie Ergosterol zurückzuführen. Diese Verbindungen reduzieren nicht nur den Gesamtcholesterinspiegel, sondern auch das schädliche LDL-Cholesterin und die Triglyzeride. Dies verringert das Risiko von Gefäßablagerungen und den damit verbundenen Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Im Jahr 2005 wurde zudem festgestellt, dass der Pilz blutzuckersenkende Eigenschaften aufweist (Wang et al. 2005). Nagano et al. (2010) berichteten, dass die Einnahme von Pilzpulver zu einer Verbesserung der psychischen Symptome bei Depression und Angstzuständen führen kann. Viele der enthaltenen Inhaltsstoffe haben nachweislich positive Auswirkungen auf Nervenzellen und tragen zur Erhaltung der Gehirnfunktion bei. Daher wird dieser Pilz zunehmend auch bei Nervenstörungen, Schlafproblemen und Stresserkrankungen eingesetzt, was auf vielversprechende Ergebnisse und eine vielversprechende Zukunft in der medizinischen Anwendung hinweist.

Fujiwara et al. (2006) fanden in ihren Studien heraus, dass kontinuierliche Pilzeinnahme Gehirnzellen vor den negativen Auswirkungen einer verringerten Durchblutung schützen kann, was möglicherweise einen Schutz vor Schlaganfällen bietet. Dies ist besonders relevant in Bezug auf die medizinische Nutzung des Igelstachelbarts. Kolotushkina et al. (2003) konnten in Zellkulturexperimenten nachweisen, dass das Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil die Bildung der Myelinscheiden von Nervenzellen positiv beeinflusst. Dies ist von besonderem Interesse, da bei Multipler Sklerose diese lebenswichtigen Strukturen der Nervenzellen zunehmend geschädigt werden. Daher suchen Forscher nach Wirkstoffen, die diesem Prozess entgegenwirken können. In Fällen leichterer Beschwerden kann ein Tee aus getrockneten Pilzen oder Pilzpulver verwendet werden. Wenn jedoch eine konstante Versorgung erforderlich ist, kann auf das Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil in Kapselform zurückgegriffen werden. Bisher sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Einnahme bekannt. Dies unterstreicht die Sicherheit und das Potenzial dieses Pilzes für die Gesundheit des Nervensystems.

Inhaltsstoffe

Die Forschungen von R. Eisenhut im Jahr 1995 beleuchteten die Nährstoffzusammensetzung des Igelstachelbarts. Die Ergebnisse zeigten einen im Vergleich hohen Gehalt an Kalium und Phosphor, begleitet von niedrigen Natriumwerten. Zusätzlich wies der Pilz wertvolle Spurenelemente wie Zink, Selen und Germanium auf. Es ist erwähnenswert, dass der Igelstachelbart sämtliche essenzielle Aminosäuren enthält, mit der Ausnahme von Methionin und Tryptophan, die der Körper nicht eigenständig produzieren kann. In Bezug auf die Trockenmasse, wie von Stamets (2000) beschrieben, setzt sich der Igelstachelbart aus 32 % Eiweiß, 4 % Fett, 10 % Mineralstoffen, sowie 17,5 % Kohlenhydraten und 30 % Ballaststoffen zusammen.

Ein reizvolles Aroma umgibt den Pilz, kreiert von einer Fülle verschiedener Duftstoffe wie Limonen und 4-Octanolid. Doch noch bedeutsamer sind die Inhaltsstoffe, die medizinisch wirken. Die deutsche Forscherin Ehlers (1999) hat diese intensiv in ihrer Doktorarbeit untersucht. Besonders bemerkenswert ist ihre Feststellung, dass der Gehalt an Wirkstoffen in Präparaten mit hohem Polysaccharid-Anteil aus getrockneten Pilzen nahezu identisch ist mit dem von Flüssigmyzelkulturen.

In den letzten Jahren haben japanische Forscher, darunter Kawagishi et al. (2008) und Fujiwara et al. (2006), spezielle Inhaltsstoffe entdeckt, die möglicherweise zur Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz, Parkinson, Multipler Sklerose und Neuropathien beitragen könnten. Diese Bestandteile umfassen die Hericenone und Erinacine. Es wurden bisher mindestens sechs dieser Verbindungen identifiziert, die zur Gruppe der Benzylalkoholderivate gehören, sowie über elf verschiedene Erinacine (A-I, P, Q, R). Die Erinacine sind Diterpenoide und zeichnen sich durch ihre charakteristische Struktur aus, die als Cyathane bekannt ist und aus Fünf-, Sechs- und Siebenringen besteht. Besonders Kawagishi und Kenmoku (siehe Literaturverweise) haben sich in der Isolierung und Untersuchung dieser Substanzen hervorgetan. Auch die Striatale (Glykoside) und Striatine aus dem Gestreiften Teuerling (Cyathus striatus) gehören zu den Cyathanen. Obwohl dieser Pilz keinerlei Verwandtschaft mit dem Igelstachelbart aufweist, enthält er überraschenderweise Verbindungen mit ähnlicher chemischer Struktur.

Die Hericenone C-H sind komplexe Verbindungen, die einen Phenylring aufweisen, an den mindestens eine lange Kohlenstoffkette über eine Sauerstoffbrücke gebunden ist. Ihre chemische Zusammensetzung besteht aus 35 oder 37 Kohlenstoffatomen (Summenformel C35H54O6 bzw. C37H58O6), was zu Molekulargewichten von ungefähr 580g/mol führt. Im Gegensatz dazu bestehen Hericenon A, I und J aus lediglich 19 Kohlenstoffatomen (Summenformel C19H22O5 bzw. C19H24O4) und haben geringere Molekulargewichte von etwa 330 bzw. 316g/mol. Hericenon B weist eine Struktur aus 27 Kohlenstoffatomen auf und enthält zusätzlich ein Stickstoffatom (C27H31NO4, Molekulargewicht: 433g/mol). Die verschiedenen Erinacine bestehen aus einer Bandbreite von 22–27 Kohlenstoffatomen und enthalten zwischen vier und neun Sauerstoffatomen in ihren Molekülen.

Shen (2013) veröffentlichte eine umfangreiche Zusammenstellung sämtlicher bisher bekannter Hericenone und Erinacine sowie weiterer Verbindungen. Diese Liste enthält detaillierte Informationen zu ihren chemischen Strukturen und Molekulargewichten. In seiner Dissertation untersuchte er den Einfluss verschiedener Nährmedien auf die Ausbeuten von Cyathan-Derivaten aus den Fruchtkörpern und Flüssigkulturen des Igelstachelbarts und des Gestreiften Teuerlings. Während seiner Forschung verwendete er Erinacin G als Referenzsubstanz. Dabei konnte er nachweisen, dass die Wahl des Nährmediums einen erheblichen Einfluss auf sowohl die Menge als auch die Zusammensetzung der in der Pilzkultur erzeugten Verbindungen hat.

Während seiner intensiven Studien in der Flüssigkultur stieß Shen auf eine beeindruckende Bandbreite von Verbindungen. Dazu zählten Erinacin A, B, C, E, F, I, J, P und Erinacerin B. Zusätzlich entdeckte er eine bis dato unbekannte Substanz, nämlich 4-Chlor-3,5-dimethoxybenzoesäure (C9H9CIO4) mit einem Molekulargewicht von 216,62g/mol. Des Weiteren identifizierte er eine Verbindung mit der Summenformel C18H21NO5 (MG: 331g/mol). Innerhalb der von ihm analysierten Fruchtkörper stellte er das Vorhandensein von Erinacin A, B, E, F, J, Erinacerin A und B, Hericenon A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, Hericen A, Hericerin (C27H33NO3 MG: 419g/mol), Isohericerin sowie weiterer Verbindungen aus der Gruppe der Meroterpenoide fest. Diese besaßen Ähnlichkeiten zu Hercenon B und wiesen Isoindoleinheiten auf, wie sie auch bei Albatrellus confluens vorkommen.

Im Jahr 2016 machten Wittstein et al. eine bahnbrechende Entdeckung, als sie Corallocine A-C mit einer faszinierenden Benzofuranon- und Isoindolinonstruktur identifizierten. Doch das war nicht alles, denn ihre Forschung enthüllte, dass diese Verbindungen die Produktion von Nervenwachstumsfaktoren in menschlichen Astrozyten anregen. Schauen Sie sich hier nur einmal Erinacin A und C, Hericerin sowie die Hericenone B und C mit ihren beeindruckenden Strukturformeln an. Einige dieser Verbindungen, wie Hericenone C-H und die Erinacine A-C, H und I, haben erstaunliche Fähigkeiten gezeigt. Sie können die Produktion des Nerve Growth Factors (NGF) stimulieren, die Bildung neuer Nervenverbindungen fördern und die Gedächtnisleistung steigern, wie von Kawagishi et al. 1994 und Lee et al. 2000 dokumentiert. Daher sind sie äußerst vielversprechend in der potenziellen Behandlung degenerativer Nervenerkrankungen wie Morbus Alzheimer und stehen im Mittelpunkt intensiver Forschungsbemühungen. Erinacin C, wie von Kawagishi et al. 2008 festgestellt, scheint in dieser Hinsicht besonders bemerkenswert zu sein. Diese Erkenntnisse, die teilweise aus Tierversuchen und in vitro-Studien stammen, wurden durch eine kleine, placebokontrollierte Doppelblindstudie mit 30 Teilnehmern, die leichte kognitive Beeinträchtigungen aufwiesen, bestätigt (Mori et al. 2009). Über einen Zeitraum von 16 Wochen erhielt die Hälfte der Teilnehmer Pilzpulverkapseln. Es zeigte sich, dass ihre geistigen Fähigkeiten im Vergleich zur Placebogruppe signifikant verbessert waren und sich mit der Dauer der Einnahme weiter steigerten. Bemerkenswert ist, dass keinerlei Nebenwirkungen beobachtet wurden. Die Ergebnisse waren äußerst vielversprechend, und Kawagishi et al. (2008) meldeten auch positive Ergebnisse und eine verlangsamte Verschlechterung bei der Behandlung von Demenzpatienten. Dies öffnete die Tür zu einer aufregenden neuen Ära der Forschung und Hoffnung für diejenigen, die von degenerativen Erkrankungen des Nervensystems betroffen sind.

Es scheint, als wären die niedermolekularen Erinacine und Hericenone in der Lage, die Barriere zwischen Blut und Gehirn zu durchbrechen, was ihnen erlaubt, direkt im Gehirn ihre Wirkung zu entfalten. Eine bahnbrechende Entdeckung wurde von Mori et al. (2010) gemacht, als sie einen bemerkenswerten antithrombotischen Effekt von Hericenon B nachwiesen. Dieser Stoff hat die Fähigkeit, die Bildung von Blutgerinnseln, ähnlich wie Alliin aus Knoblauch, signifikant zu hemmen. Der Pilz birgt eine faszinierende Substanz mit dem komplizierten Namen Dilinoleoyl-phosohatidyl-ethanolamin, die nach Erkenntnissen von Nagai et al. 2006 und Kawagishi et al. 2008 dazu beiträgt, Nervenzellen vor dem Absterben durch die Ansammlung von Beta-Amyloid (Alzheimer-Plaques) und anderen Stressoren zu schützen. Vorläufige Studien deuten darauf hin, dass die Einnahme dieses Pilzes die Fähigkeiten von Demenzkranken im Alltag verbessern kann und den Fortschritt der Krankheit verlangsamt. Bei gesunden Menschen kann die langfristige und regelmäßige Einnahme dieses Pilzes vor den negativen Auswirkungen von Stress schützen, die Ausgeglichenheit fördern und die Regeneration unterstützen. Zusätzlich könnten die im Pilz vorkommenden Cerebroside, die auch natürliche Bestandteile von Nervenzellen sind, dazu beitragen, diese Effekte zu verstärken. Die Forschung zeigt, dass der Igelstachelbart erstaunliches Potential für die Gesundheit des Gehirns und die Bewältigung von Stress bietet.

Ein vielversprechender Ansatz besteht darin, dass mindestens ein Erinacin (Erinacin E) nachgewiesenermaßen Opioidrezeptoren im Gehirn beeinflusst, was potenziell zur Schmerzlinderung und Krampfkontrolle beitragen könnte, wie von Saito et al. (1995) beschrieben. Besonders interessant ist, dass im Jahr 2009 Zhuang et al. ein US-Patent für ein spezielles Verfahren zur Gewinnung eines fettlöslichen Präparats mit hohem Polysaccharid-Anteil aus dem Igelstachelbart zur möglichen Anwendung bei der Alzheimerkrankheit erteilt wurde. Diese bahnbrechende Entwicklung weist auf vielversprechende Möglichkeiten hin, die in der Zukunft zur Bekämpfung dieser Erkrankung genutzt werden könnten.

Im Jahr 1993 machte Okamoto et al. eine spannende Entdeckung, als sie auf drei chlorierte Varianten des Orcinols stießen, darunter auch die zuvor erwähnte 4-Chlor-3,5-dimethoxybenzoesäure. Diese Verbindungen zeigten erstaunliche antimikrobielle Eigenschaften, die von großem Interesse sind. Orcinol selbst ist bereits aus verschiedenen Flechtenarten bekannt und diente als Ausgangspunkt für diese Entdeckung.

Wissenswertes

Der Igelstachelbart, auch unter dem wissenschaftlichen Namen Hericium erinaceus bekannt, leitet seinen Namen von der Ähnlichkeit zu einem Igel (Erinaceus europaeus) ab. In China trägt er den Namen Hou Tou Gu, was übersetzt Affenkopfpilz bedeutet und auf eine Affenart hinweist, deren Gesicht fast vollständig von weißem Fell bedeckt ist. Dieser vielseitige Pilz, der nicht nur für seine medizinischen Eigenschaften geschätzt wird, sondern auch als köstliche Zutat in der Küche Verwendung findet, wird auf verschiedene Arten kultiviert. Um wohlgeformte Fruchtkörper zu erzielen, ähnlich blumenkohlartigen Strukturen, wird er entweder in Kunststoff- und Glasbehältern gezüchtet oder in Kunststoffbeuteln kultiviert. Diese Behälter werden mit einer Mischung aus Holzmehl, Reiskleie und verschiedenen zellulosehaltigen landwirtschaftlichen Abfällen wie Stroh gefüllt und anschließend sterilisiert. Der Pilz gedeiht am besten in einem Temperaturbereich von 21–24 Grad Celsius und benötigt eine hohe relative Luftfeuchtigkeit von über 90%, sowohl während der Herstellung der Körnerbrut als auch während der Entwicklung der Fruchtkörper. Um die Bildung der Fruchtkörperansätze, auch als Primordien bezeichnet, zu stimulieren, wird vorübergehend eine Temperaturreduktion auf 10–15 Grad Celsius durchgeführt. Ein besonderes Augenmerk, wie von Stamets (2000) betont, sollte auf die Gewinnung des Brutmaterials gelegt werden, mit dem die Kulturen beimpft werden. Unter optimalen Bedingungen erstreckt sich der gesamte Herstellungsprozess von der Brutentwicklung bis zur Ernte des ausgereiften Pilzes über einen Zeitraum von 20–25 Tagen. Es ist faszinierend festzustellen, dass während des Wachstums des Myzels der pH-Wert des Substrats abnimmt und das Material leicht sauer wird, mit einem pH-Wert zwischen 5 und 6,5.

In der modernen Produktion von therapeutischen Vitalpilzen hat sich zunehmend die Verwendung von Flüssigkulturen in speziellen Gärtanks etabliert. Hierbei erfolgt das kontrollierte Wachstum von präzise definierten Hericium-Stämmen unter streng überwachten Bedingungen. Nach Abschluss des Wachstumszyklus wird das Myzel sorgfältig vom Nährmedium abgetrennt, anschließend getrocknet und zermahlen. Dieses zermahlene Myzel steht dann für weitere Verarbeitungsschritte wie beispielsweise die Extraktion zur Verfügung. Durch diese Herstellungsmethode wird ein standardisierter und konstant hoher Gehalt an Inhaltsstoffen sichergestellt. Sie ermöglicht außerdem eine kosteneffiziente Produktion der erforderlichen Mengen für therapeutische Zwecke. Interessanterweise wurde von Kimura et al. (1991) der Inhaltsstoff Hericerin identifiziert, der das Wachstum und die Keimung von Pollen, beispielsweise von Teepflanzen (Thea sinensis) und Japanischen Schwarzkiefern (Pinus thunbergii), hemmt. Diese bemerkenswerte Eigenschaft könnte möglicherweise in der Landwirtschaft Anwendung finden. Zusätzlich hat Mizuno (1999) eine ähnliche Wirkung für eine saure Verbindung namens Y-A-2 nachgewiesen.

Im Kontext der Inhaltsstoffe, wie zuvor angekündigt, widmen wir uns nun den Teuerlingen (Cyathus sp.), insbesondere dem Gestreiften Teuerling (Cyathus striatus). Die Teuerlinge (Cyathus sp.) zeichnen sich durch eine einzigartige Fortpflanzungsstrategie im Pilzreich aus. Obwohl die Fortpflanzung letztendlich ebenfalls über Sporen erfolgt, unterscheidet sie sich wesentlich von den herkömmlichen Lamellen- oder Porensystemen. Stattdessen sind die Sporen in etwa einem Dutzend kleiner, linsenförmiger Gebilde, den sogenannten Peridiolen, verpackt. Diese besonderen Pilze, die eine braunfilzige Textur aufweisen und nur wenige Zentimeter groß sind, ragen nur leicht über ihre Substrate hinaus. Sie agieren als Fäulniszersetzer (Saprobionten) und gedeihen auf verrottendem Holz und Pflanzenrückständen. Ihr Myzel bildet Rhizomorphe, Myzelstränge, die von einer äußeren Rinde umgeben sind und an Wurzeln erinnern. In einem frühen Entwicklungsstadium sind die Fruchtkörper dieser Pilze eiförmig und von einer weißen Hülle umgeben. Mit zunehmender Reife reißt diese häutige Abdeckung auf, und ein trichterförmiger Behälter mit senkrechten Furchen auf der Innenseite und einem scharfen Rand entsteht. Die inneren linsenförmigen Sporenbehälter werden freigelegt. Die Sporen, die sich in diesen Behältern befinden, werden nach draußen geschleudert, wenn äußere Einflüsse wie beispielsweise ein Regentropfen auf den Pilz treffen. Dabei entrollt sich ein klebriger Faden (Funikulus), an dem jede Linse ursprünglich am Boden des Behälters befestigt war. Dieser Faden wickelt sich um nahegelegene Halme oder Zweige. Das Hauptziel dieses Prozesses ist es, die Sporenbehälter leicht über dem Boden zu positionieren. Dort reifen die linsenförmigen Gebilde heran, setzen ihre Sporen frei oder werden von Tieren gefressen und auf diese Weise weiter verbreitet. Obwohl diese Pilze aufgrund ihrer geringen Größe als unergiebig gelten und bisher als ungenießbar betrachtet werden, hat vermutlich noch niemand ihren Geschmack getestet.

Im angelsächsischen Raum werden die kleinen becherförmigen Pilze mit den darin enthaltenen linsenartigen Gebilden oft als Birds Nest Fungi bezeichnet, da sie an Vogelnester mit Eiern oder Brotkörbchen erinnern. Skandinavien hingegen nennt sie Brödkorg-Svampar. Die Bezeichnung Teuerling, die in Deutschland, Italien, Russland und einigen anderen Ländern verwendet wird, hat eine interessante historische Herkunft. In diesen Regionen betrachtete man ein ergiebiges Pilzjahr als ein mögliches Zeichen für eine schlechte allgemeine Versorgungslage. Es ist denkbar, dass das reichliche Pilzwachstum in solchen Jahren auf anhaltend hohe Niederschläge zurückzuführen war, was zu geringeren Ernteerträgen und steigenden Lebensmittelpreisen führte. Das vermehrte Vorkommen von Pilzen, insbesondere der Teuerlinge mit ihren kleinen, münzähnlichen linsenförmigen Sporenbehältern, wurde von der einfachen Bevölkerung als anschauliches Zeichen für bevorstehende Preissteigerungen interpretiert. Ein Sprichwort aus dem Sudetenland lautet beispielsweise: «Viel Schwamma, viel Jamma».

Die Welt der Teuerlinge birgt ein faszinierendes Spektrum an interessanten Inhaltsstoffen in ihrem Myzel. Besonders bedeutsam sind dabei die Striatale, die zu den Cyathanen gehören und auch in der medizinischen Forschung große Aufmerksamkeit erregen. Bereits in den frühen 1970er Jahren machten Ayer et al. erstaunliche Entdeckungen in diesem Bereich, als sie das Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil aus der Flüssigkultur von Cyathus helenoe analysierten (Allbutt et al. 1971, Ayer et al. 1972). Ihre Forschung offenbarte, dass diese Verbindungen eine beeindruckende Wirkung gegen eine breite Palette von Bakterien, einschließlich grampositiver und gramnegativer Arten, sowie gegen Strahlenpilze und andere unvollkommene Pilzarten aufweisen.

Im Jahre 1977 wurden die Striatine A, B und C erstmals von Anke et al. aus der Flüssigkultur des Pilzes isoliert. Später, im Jahr 1989, während seiner Dissertation, entschlüsselte Rabe den Biosyntheseweg dieser faszinierenden Verbindungen. Zusätzliche Untersuchungen enthüllten, dass die Striatine unter dem Einfluss von Methanol als Extraktionsmittel aus den vorhandenen Striatalen, beispielsweise Striatin A, gebildet werden. Es ist erwähnenswert, dass die Striatale zu den Diterpenen gehören und in glykosidischer Verbindung mit dem Zucker Xylose stehen.

Bei Anwesenheit von Wasser und Säure gehen die Striatine in Striatale über. Beide wirken antibakteriell, fungizid und zytotoxisch. Außerdem wirken sie effizient gegen Leishmanien und In der Welt der Parasiten gehören sowohl Trypanosoma als auch der Gestreifte Teuerling zur Gruppe der Protozoen und sind Verursacher schwerwiegender Infektionskrankheiten (Inchausti et al. 1997). Diese gefährlichen Krankheitserreger werden durch stechende Insekten übertragen. Im Jahr 2007 stießen Forscher unter der Leitung von Petrova auf eine bemerkenswerte Entdeckung: Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil aus dem Gestreiften Teuerling zeigten eine eindrucksvolle Fähigkeit, einen zellulären Proteinkomplex namens NF-kB (nuclear Faktor kappa B) stark zu hemmen. Dieser Proteinkomplex spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der Immunantwort und hat zudem eine Verbindung zur Resistenz von Krebszellen gegenüber Chemotherapeutika. Es ist mittlerweile gut dokumentiert, dass die Regulation dieses Komplexes bei einer Vielzahl von Krebserkrankungen gestört ist. Dieser Umstand führt letztendlich dazu, dass bestimmte Zellen unkontrolliert wachsen und zu bösartigen Krebszellen entarten. Aufgrund dieser Erkenntnisse wird ernsthaft in Betracht gezogen, diesen Mechanismus gezielt bei der Behandlung von Brustkrebs zu nutzen. Schon im Jahr 1982 identifizierten Ayer und Reffstrup eine breite Palette von Verbindungen wie Sesquiterpene (Schizandronole), Triterpene und Triterpensäuren in den Myzelkulturen dieses Pilzes.

In der Welt der Teuerlinge sind neben den Terpenoiden auch eine Vielzahl von Enzymen zu finden, darunter Cellulasen, Xylanasen und Laccasen. Diese Enzyme dienen dazu, natürliche Substrate in ihre kleineren Bestandteile zu zerlegen. Interessanterweise können diese Enzyme auch genutzt werden, um organische Schadstoffe abzubauen. Dies hat weitreichende Anwendungen in der Sanierung und Reinigung von belastetem Boden sowie in der Behandlung von Abwasser. Eine wegweisende Arbeit von Wiedow (2007), die im Rahmen seiner Dissertation entstand, zeigt, wie das Myzel des Teuerlings den Abbau von Stroh im Boden signifikant beschleunigen kann. Diese Methode ermöglicht es, Schadpilze wie Fusarium aquaeductus, Fusarium heterosporum und Botrytis cinerea, die in der Landwirtschaft erhebliche Probleme verursachen, erfolgreich einzudämmen. Darüber hinaus wurde von Shinners et al. (1997) entdeckt, dass Oxalsäure in Form mikroskopisch kleiner, kristalliner Nadeln, auch Raphiden genannt, in den Pilzhyphen vorkommt. Dies ist ein weiteres faszinierendes Merkmal der Teuerlinge.

Geschichte

Der Igelstachelbart, ein bemerkenswerter Pilz, fand erstmals Erwähnung und wurde illustriert in der monumentalen Arzneimittellehre Ben Cao Gang Mu verfasst von Li Shi Zhen, einem angesehenen chinesischen Arzt und Naturforscher der Ming-Dynastie (1518–1593). Vor ungefähr sechs Jahrzehnten begann man in Shanghai an der Landwirtschaftlichen Hochschule, diesen außergewöhnlichen Pilz zu kultivieren. In Deutschland wurde dieser Pilz erstmals wissenschaftlich von W.H. Schnitzler an der Technischen Universität München untersucht. Er wurde auf ihn während seiner Aufenthalte in Shanghai aufmerksam und brachte im Jahr 1990 Pilzkulturen nach Deutschland. Inzwischen kann der Igelstachelbart problemlos auf verschiedenen Substraten wie sterilisiertem Körnersubstrat, Holzspänen und landwirtschaftlichen Abfallstoffen, aber auch in Nährlösungen gezüchtet werden. China bleibt nach wie vor der Hauptproduzent dieses außergewöhnlichen Pilzes, und im Jahr 2001 betrug die Produktion etwa 9500 Tonnen. Aufgrund seiner vergleichsweise einfachen Anbaumethoden ist es wahrscheinlich, dass die Produktion dieses gesunden und schmackhaften Pilzes weiter zunehmen wird.