Auricularia Auricula Judae (Judasohr)
Einführung
Im Reich der Pilze gibt es eine heimische Art, die unter dem Namen Judasohr bekannt ist. Sie gehört zu zwei eng verwandten Arten, nämlich Auricularia auricula judae und Auricularia polytricha. Äußerlich sind diese beiden Arten schwer voneinander zu unterscheiden, weshalb sie im Handel oft synonym verwendet werden. Eine präzise Identifizierung ist jedoch durch mikroskopische Merkmale möglich. Zum Beispiel sind die winzigen Härchen auf der Oberseite der Pilze bei A. polytricha mit etwa 450 µm Länge etwa viermal so lang wie bei A. auricularia judae. Es gibt auch Unterschiede hinsichtlich der Schnallenbildung zwischen den Zellen der Pilze. Einige Berichte deuten darauf hin, dass A. polytricha möglicherweise fleischiger ist als sein verwandter Artgenosse, der kleiner und dünner erscheint. Interessanterweise hat Stamets (2000) beobachtet, dass die Luftfeuchtigkeit einen Einfluss auf das Erscheinungsbild und die mikroskopischen Unterscheidungsmerkmale dieser Pilze haben kann.
Einsatzgebiete
- förderlich für die Durchblutung
- hemmt die Blutgerinnung
- senkt den Blutzuckerspiegel
- reduziert den Cholesterinspiegel
- senkt den Blutdruck
- für die Behandlung von Typ-II-Diabetes (nichtinsulinabhängiger Diabetes)
- hat tumorhemmende Eigenschaften
- wirkt entzündungshemmend
- kann bei Hämorrhoiden eingesetzt werden
- nützlich zur Blutstillung, sowohl innerlich als auch äußerlich
- agiert als Radikalfänger
- lindert Muskelkrämpfe und Rückenschmerzen
- verleiht allgemeine Vitalität und dient als Stärkungsmittel
Medizinische Verwendung
Bereits im Jahr 1670 erwähnte Adamus Lonicerus das Judasohr in seinem Kräuterbuch. Er beschrieb seine Anwendung wie folgt: «Hollunderschwämme löschen und trocknen verschiedene Arten von Hitze und Geschwulsten, wenn sie zuvor in Rosenwasser oder Wein eingeweicht und aufgelegt werden.» Der wissenschaftliche Nachweis medizinischer Wirkungen bei alten Naturheilmitteln der Erfahrungsmedizin gestaltet sich oft als schwierig. Es dauert meist lange, bis statistisch gesicherte Ergebnisse in der Wissenschaft vorliegen. In den folgenden Abschnitten möchten wir einen umfassenden Einblick sowohl in die bewährten Anwendungen des Judasohrs als auch in neuere Forschungsergebnisse geben. Das Judasohr zeichnet sich durch seine vitalisierende Wirkung aus und hat immunstimulierende Eigenschaften. Es fördert die Durchblutung. In der Vergangenheit wurde der Pilz häufig zur Behandlung von Hämorrhoiden und Gebärmutterblutungen verwendet. Er wurde auch zur Blutstillung bei inneren und äußeren Blutungen eingesetzt, obwohl diese Anwendung im Widerspruch zu seiner nachgewiesenen blutgerinnungshemmenden Wirkung steht. Für äußere Anwendungen wurde eine Paste aus Wasser und den getrockneten, pulverisierten Fruchtkörpern hergestellt, um Geschwüre und schlecht heilende Wunden zu behandeln. Heutzutage findet der Pilz Verwendung als Zutat in kosmetischen Hautpräparaten, aufgrund seiner entzündungshemmenden und entspannenden Eigenschaften. Das Judasohr zeigt seine vielseitige Wirkung nicht nur bei Hämorrhoiden, sondern auch bei Entzündungen des Dickdarms, der Augen und des Halses und Rachens. Bei Letzteren kann der Pilz sogar einen hustenreizlindernden Effekt haben, wie in klinischen Studien von Wasser und Weis im Jahr 1999 nachgewiesen wurde. Laut Recherchen von Zsigmond im Jahr 2005 wurde das Judasohr in der ungarischen Volksmedizin zur Behandlung von Augenerkrankungen verwendet und eingeweichte Pilze in warmem Wasser auf die Augen gelegt. In der Region von Szombathely wurde eine Pulvermischung aus Judasohr und Glänzendem Lackporling zur Tumorbehandlung empfohlen.
In den 1970er-Jahren entdeckten zwei deutsche Wissenschaftler namens Christ und Kesselring eine bemerkenswerte Eigenschaft des Präparats mit hohem Polysaccharid-Anteil, die der Wirkung von Aspirin ähnelte: Er wies eine starke, blutgerinnungshemmende Wirkung auf. Diese Hemmung führte zu einer Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes und zur Steigerung der Sauerstoffversorgung der kleinsten Kapillargefäße auf normale Werte. Diese herausragenden Eigenschaften machen den Pilz besonders geeignet für die Bekämpfung von Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und zur Vorbeugung von Thrombosen (Blutgerinnseln). Ein weiterer Vorteil besteht in seiner hervorragenden Magenverträglichkeit. In Kombination mit seiner antioxidativen Wirkung trägt der Pilz auch zur Verbesserung der Herzfunktion bei, wie von Wu et al. im Jahr 2010 nachgewiesen wurde.
Die kontinuierliche Anwendung des getrockneten Pilzes beeinflusst zusätzlich zwei entscheidende Aspekte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Er zeigt cholesterinsenkende Eigenschaften, die auch durch Tierversuche bestätigt wurden, und bewirkt eine Senkung des Blutdrucks. Von besonderer Bedeutung ist die Reduktion des Cholesterinspiegels, insbesondere des als schädlich angesehenen LDL-Cholesterins, während das gefäßschützende HDL-Cholesterin unverändert bleibt. Dies verleiht dem Judasohr seine Wirksamkeit als natürliche Therapie und Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen. Diese beeindruckenden Effekte wurden in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen und Publikationen intensiv erforscht und dokumentiert.
Eine weitere Erkrankung, die infolge von mangelnder Durchblutung auftritt, ist die sogenannte Schaufensterkrankheit. Dabei leiden Betroffene unter starken Schmerzen, die bereits bei geringer körperlicher Anstrengung auftreten und dazu führen, dass sie nach kurzen Gehstrecken regelmäßig innehalten müssen. Die Einnahme des Pilzes kann dazu effektiv vorbeugen oder die Symptome mildern. Die verantwortlichen Wirkstoffe beeinträchtigen die Blutgefäßwände nicht, wodurch die Anwendung in dieser Hinsicht frei von unerwünschten Nebenwirkungen ist.
Untersuchungen (Yuan et al. 1998) haben gezeigt, dass wasserlösliche Polysaccharide aus dem Pilz eine Wirkung auf den Blutzuckerspiegel bei nicht-insulinabhängigem Diabetes (Diabetes Typ II) haben können. Diabetes Typ II, ehemals bekannt als Altersdiabetes, ist heute weit verbreitet und tritt oft epidemieartig in verschiedenen Altersgruppen auf, häufig in Verbindung mit dem metabolischen Syndrom. Übergewicht, Bewegungsmangel und genetische Veranlagung führen in den meisten Fällen zu Insulinresistenz. Die Bauchspeicheldrüse versucht, diesen Zustand auszugleichen, indem sie immer mehr Insulin produziert. Im Laufe der Jahre erschöpft sich die Bauchspeicheldrüse jedoch, insulinproduzierende Zellen sterben ab, und der Blutzuckerspiegel steigt an. In den Anfangsstadien dieser Erkrankung kann ein gesunder Lebensstil effektiv sein. Maßnahmen, die die Insulinwirkung verbessern und die Kohlenhydrataufnahme im Magen verzögern, sind ebenfalls hilfreich. Das Judasohr beeinflusst wahrscheinlich die Insulinresistenz positiv. Es schützt auch die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse (die sogenannten Beta-Zellen der Langerhans-Inseln) und reguliert deren Enzymproduktion. Darüber hinaus unterstützt es die Regulation der Glykogenproduktion in der Leber sowie die Speicherung und den Abbau von Zucker. Glykogen ist ein verzweigtes Polysaccharid, das als kurz- und mittelfristiger Glukosespeicher dient.
Im Bereich der Gesundheit und der biologischen Forschung gibt es vielversprechende Erkenntnisse über die Wirkungen des Judasohrs. Dieser Pilz zeigt die Fähigkeit, die Aktivität des Enzyms Superoxid-Dismutase in Gehirn und Leber zu steigern, was dazu führt, dass diese lebenswichtigen Organe vor den schädlichen Auswirkungen freier Radikale geschützt werden. Beeindruckende wissenschaftliche Untersuchungen, wie sie von Acharya et al. (2004) und Khang et al. (2011) durchgeführt wurden, haben sich intensiv mit den antioxidativen Eigenschaften dieses Pilzes beschäftigt. Darüber hinaus eröffnen sich weitere vielversprechende Perspektiven. Forschungen haben gezeigt, dass das Judasohr die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) signifikant erhöhen kann. Dieses Molekül spielt eine entscheidende Rolle bei der Erweiterung der Blutgefäße und trägt somit zur Gesundheit und optimalen Funktion unseres Gefäßsystems bei. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für die biomedizinische Forschung von Interesse, sondern könnten auch für die Förderung unserer Gesundheit von großer Bedeutung sein.
Im Rahmen tierexperimenteller Studien wurde festgestellt, dass die Verabreichung wasserlöslicher Beta-D-Glucane eine hemmende Wirkung auf den besonders aggressiven Bindegewebstumor, bekannt als Sarkom 180, hat (vgl. Kio et al., 1991). In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird betont, dass die Wirkung des Judasohrs von der Baumart, auf der dieser Pilz gedeiht, beeinflusst wird. Generell schreibt die TCM dem Judasohr eine stärkende und immunstimulierende Wirkung für Körper und Geist zu. Dieser Pilz wird auch zur Förderung der Genesung nach Krankheiten und zur allgemeinen Stärkung nach der Geburt verwendet. Besonders bei Thrombosen und Entzündungen der Venen nach der Geburt fand das Judasohr in der traditionellen Anwendung Verwendung. Früher wurde der Pilz traditionell in Milch oder Wein gekocht, um Entzündungen im Hals und Rachen zu behandeln. Möglicherweise lässt sich diese Anwendung auf die Lehre der Signaturen zurückführen, da die aderigen Strukturen der Fruchtkörper in gewisser Weise an Mundstrukturen erinnern können. In Verbindung mit seiner förderlichen Wirkung auf die Durchblutung gibt es berechtigte Berichte über positive Auswirkungen bei Engegefühlen und Taubheitssymptomen.
Der Pilz findet darüber hinaus Anwendung bei Beschwerden im Bauchraum und gegen Zahnschmerzen. In der traditionellen chinesischen Heilkunst wird er zur Behandlung von Bluthochdruck und Arteriosklerose verwendet. Auch bei Magenbeschwerden, Muskelkrämpfen und dem lästigen Hexenschuss erfreut sich das Judasohr großer Beliebtheit. In einigen Regionen Irlands war es Brauch, den Pilz in Milch gekocht zur Linderung von Gelbsucht einzusetzen. Interessante Forschungsarbeiten von Zhou et al. aus dem Jahr 1989 weisen darauf hin, dass der Pilz antimutagene Eigenschaften besitzt und möglicherweise vorteilhaft bei der Therapie von Hepatitis und altersbedingten Krankheiten wirken kann. Zudem gibt es Berichte, die darauf hinweisen, dass das Judasohr im Herzmuskel dazu beitragen kann, den Anteil des altersbedingten Pigments Lipofuscin zu reduzieren (vgl. Ying et al., 1987). Es existieren auch Aufzeichnungen über die Verwendung von gebratenen Pilzen, die mit Zucker bestreut werden, um Zwischenblutungen zu behandeln.
Die Anwendung des Pilzes in der traditionellen Heilkunde bietet verschiedene Möglichkeiten. Ein bewährter Ansatz besteht darin, einen Tee zuzubereiten. Hierfür nimmt man 5–10 Gramm der getrockneten Fruchtkörper und kocht sie in etwa 250 Millilitern Wein oder Wasser auf. Die resultierende Flüssigkeit kann mit Zucker oder Honig gesüßt und anschließend zweimal täglich verzehrt werden. Alternativ kann der Pilz oder sein pulverisierter Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil als wertvoller Bestandteil von Suppen oder anderen Gerichten verwendet werden, um von seinen gesundheitsfördernden Eigenschaften zu profitieren. Sollte der Geschmack oder die Konsistenz des Judasohres für Sie eine Hürde darstellen, besteht die Möglichkeit, das Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil in Form von Kapseln einzunehmen. In der chinesischen Medizin werden zudem spezielle Rezepturen entwickelt, bei denen der Pilz in Kombination mit anderen Heilpflanzen Verwendung findet. Glücklicherweise ist es heutzutage nicht mehr notwendig, auf Wildsammlungen zurückzugreifen, um an diese wertvollen Pilze zu gelangen. Getrocknete Pilze sowie Pilzpräparate mit hoher Konzentration an Wirkstoffen sind das ganze Jahr über kostengünstig in einschlägigen Fachgeschäften erhältlich.
Es ist ratsam, Vorsicht walten zu lassen, insbesondere wenn verschriebene blutverdünnende Medikamente wie Aspirin® oder Marcumar® auf Anweisung des Arztes eingenommen werden. Es besteht die Möglichkeit, dass die Wirkung dieser Medikamente verstärkt wird, was zu potenziell lebensgefährlichen inneren Blutungen führen kann. Dies ist besonders relevant in Bezug auf die verminderte Blutgerinnung, auch im Kontext chirurgischer Eingriffe. Einige empfindliche Personen haben gelegentlich bemerkt, dass der Verzehr großer Mengen dieses Pilzes zu kleinen Einblutungen im Gesicht führen kann, aufgrund der gerinnungshemmenden Eigenschaften. Diese Erscheinung wurde von Hammerschmidt (1980) als Szechwan Purpur bezeichnet. Es ist möglich, dass hierfür eine spezielle genetische Veranlagung erforderlich ist. Daher ist eine gewisse Achtsamkeit geboten.
In Bezug auf seine Bestandteile und Anwendungsbereiche wird das Judasohr seit vielen Jahren, insbesondere in Asien, umfangreich untersucht. Es stellt sich die Frage, ob nur Auricularia polytricha möglicherweise blutgerinnungshemmende Eigenschaften aufweist, wie einige Quellen behaupten. Diese Fragestellung fasziniert die Wissenschaft, die sich bemüht, diesen Sachverhalt akkurat zu entschlüsseln. Eine mögliche Folge könnte sein, dass dies teilweise gegensätzliche Nutzungen plausibel macht.
Inhaltsstoffe
Das Judasohr zeichnet sich durch seine äußerst geringe Kalorienanzahl aus, denn in einer Portion von 100 Gramm frischem Pilz finden sich lediglich 40 Kilokalorien. Im getrockneten Zustand weist der Pilz einen Eiweißgehalt von etwa 15 % auf, begleitet von einem Fettanteil von etwa 1,5 % sowie etwa 6 % Mineralstoffen. Den Großteil der Trockenmasse stellen Kohlenhydrate mit rund 65 % dar, ergänzt durch einen Gehalt von 7 % Ballaststoffen. Die Verantwortlichen für die vielfältigen medizinischen Wirkungen des Judasohrs sind die Polysaccharide, darunter Beta-D-Glucane, Heteropolysaccharide und saure Heteroglycane. In einer Untersuchung von Misaki et al. im Jahr 1981 wurde eine tumorwachstumshemmende Wirkung der enthaltenen (1→3) Beta-D-Glucane und anderer Polysaccharide festgestellt. Zusätzlich beherbergt der Pilz Ergosterol, eine wichtige Vorstufe (Provitamin) von Vitamin D, das unter Einwirkung von Sonnenlicht umgewandelt wird, sowie die Phospholipide Kephalin und Sphingomyelin. Forschungen von Shiao et al. im Jahr 1994 legen nahe, dass der Pilz reich an dem Nucleosid Adenosin ist und weisen darauf hin, dass sich daraus potenzielle pharmakologische Effekte ergeben könnten. In Bezug auf Mineralstoffe sind insbesondere Eisen, Calcium, Kalium und Silicium erwähnenswert. Darüber hinaus enthält der Pilz Vitamin B1 (Thiamin). Trotz seines geringen Fettgehalts besteht dieser größtenteils aus wertvollen, ungesättigten Fettsäuren mit gesundheitlichem Nutzen.
Wissenswertes
Die Herkunft des Judasohr-Begriffs ist mit einer alten Legende verknüpft, in der sich Judas Ischariot, nachdem er Jesus von Nazareth verraten hatte, das Leben nahm, indem er sich an einem Holunderbaum erhängte. An diesem Baum begannen bald darauf pilzförmige Gebilde zu wachsen, die an menschliche Ohrmuscheln erinnerten. Diese Pilze wurden zu einem dauerhaften Symbol für diese tragische Geschichte. Der botanische Name Auricularia stammt von dem griechischen Wort auricula ab, das auf das Ohr hinweist. Laut Berichten von He et al. (1991) wird vermutet, dass der Verzehr dieses Pilzes möglicherweise negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben könnte. Daher wird Schwangeren und solchen, die eine Schwangerschaft planen, geraten, von seinem Verzehr abzusehen. Aufgrund seines hohen Nährstoffgehalts, seiner medizinisch relevanten Bestandteile und nicht zuletzt seiner Bedeutung in der kulinarischen Welt wurden umfangreiche Forschungen zur Biologie und den Anbaumethoden dieses Pilzes durchgeführt. Die Kultivierung dieses Pilzes erweist sich als unkompliziert. Die Anforderungen an die Anbaubedingungen ähneln denen des Shiitake-Pilzes (Lentinula edodes) und des Silberohrs (Tremella fuciformis). Er gedeiht sowohl auf Baumstämmen als auch in Plastiktüten, die mit Sägemehl gefüllt und mit verschiedenen Nährstoffen angereichert sind. Weltweit werden derzeit jährlich mehr als eine Million Tonnen frischer Pilze produziert.
Geschichte
Seit über zwei Jahrtausenden ist das Judasohr in China ein bewährtes Heilmittel. Auch in Europa und im Nahen Osten finden sich in alten Kräuterbüchern Hinweise auf seine Anwendung, die sich über viele Jahrhunderte erstreckt. Bereits im Jahre 300 v. Chr. tauchte das Judasohr in schriftlicher Form im renommierten Werk Shennong ben cao jing in China auf. In China wird dieser Pilz seit etwa 1500 Jahren gezielt kultiviert und zählt somit zu den ältesten kultivierten Speisepilzen. Die ersten Anwendungen im Bereich der Medizin reichen ebenfalls in diese Epoche zurück. Es war stets einer der begehrtesten Speisepilze in China. Mit großer Wahrscheinlichkeit war auch die heilige Hildegard von Bingen (1098-1180) mit diesem Pilz vertraut, wenn auch nicht unter dem heute gebräuchlichen Namen. Dennoch lassen die Beschreibungen des Pilzes und seine bevorzugte Verbindung zu Holunderbäumen starke Rückschlüsse auf das Judasohr zu. Selbst Hieronymus Bocks Kräuterbuch erwähnt den Pilz unter dem Namen Hollergrörling. Die Fruchtkörper wurden früher als Fungus Sambuci (nach Sambucus für Holunder) offiziell geführt und somit in den Arzneischatz aufgenommen. Man wandte sie bei Augenbeschwerden an und zur äußerlichen Behandlung von Entzündungen. Carl von Linné dokumentierte diese Verwendungen in seiner Materia medica.
Bis heute hat das Judasohr in vielen asiatischen Ländern nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt und wird in erheblichen Mengen produziert und genossen.